---------------------------------------------------------------- EIDG. INSTITUT FUER SCHNEE- UND LAWINENFORSCHUNG DAVOS NATIONALES LAWINENBULLETIN NR. 93 vom Freitag, 22. Februar 2002, 17:00 Uhr ---------------------------------------------------------------- MIT NEUSCHNEE UND STURM ERHEBLICHE LAWINENGEFAHR ---------------------------------------------------------------- ALLGEMEINES Nach einer klaren und kalten Nacht auf Freitag zogen von Nordwesten hohe Wolken auf und am Nachmittag begann es im Westen zu schneien. Die Mittagstemperaturen lagen auf 2000 m bei minus 4 Grad. Die Winde waren maessig bis stark aus westlichen Richtungen. Nur im Sueden bliess Nordwind. Die Schneedecke ist derzeit stoeranfaellig. Lawinenausloesungen durch Wintersportler, durch Sprengaktionen und Fernausloesungen bestaetigen das. Der letzte Neuschnee, der mit sehr viel Wind fiel, bildet lokal gebundene Schneebretter. Diese brechen bereits mit geringer Zusatzbelastung und gehen als Schneebrettlawinen ab. Der unregelmaessige und stellenweise sehr schlechte Schneedeckenaufbau foerdert die Ausloesebereitschaft. KURZFRISTIGE ENTWICKLUNG Eine Warmfront bringt am Alpennordhang erneut Schnee. Von den Zentralschweizer Bergen bis ins Samnaun fallen bis Samstagvormittag rund 30 cm Schnee, westlich und suedlich davon sind es weniger. In den Vispertaelern, im Tessin und im Engadin faellt kein Schnee von Bedeutung. Erneut sind die Niederschlaege von starken Winden begleitet, die zu umfangreichen Schneeumlagerungen fuehren. In den Mittagsstunden lassen die Schneefaelle nach, bevor sie sich am Samstagabend wieder intensivieren. Die Temperaturen bleiben vorerst unveraendert. VORHERSAGE DER LAWINENGEFAHR FUER SAMSTAG Alpennordhang; Wallis; Graubuenden; noerdliches Tessin: Erhebliche Lawinengefahr Am Alpennordhang und im noerdlichen Wallis befinden sich die Gefahrenstellen an Steilhaengen aller Expositionen oberhalb von rund 1600 m. Im suedlichen Wallis, in der noerdlichen Surselva, in Nordbuenden sowie im Unterengadin ohne Alpenhauptkamm sind die Gefahrenstellen an Triebschneehaengen aller Expositionen oberhalb von rund 2000 m vorhanden, in den uebrigen Regionen in Kammlagen oberhalb von rund 2200 m. Spontane Lawinen sind moeglich. Die Hauptgefahr geht von den neuen, sproeden Triebschneeansammlungen aus, die durch Schneesportler leicht ausloesbar sind. Nach Schneefallende und mit der einsetzenden Strahlung steigt die Wahrscheinlichkeit Lawinen auszuloesen. Touren und Variantenabfahrten sind zur Zeit sehr heikel und erfordern in allen Regionen grosse Vorsicht, Erfahrung und Zurueckhaltung. Mittleres und suedliches Tessin: Maessige Lawinengefahr Gefaehrlich sind hier kleinraeumige, frische Triebschneeansammlungen in allen Hangrichtungen. TENDENZ FUER SONNTAG UND MONTAG Ab der Nacht auf Sonntag faellt am Alpennordhang wieder Schnee bis in tiefe Lagen. Die Niederschlaege koennen dort intensiv sein. Im suedlichen Wallis und in Graubuenden faellt wieder weniger Schnee. Die Lawinengefahr wird im Norden weiter ansteigen.