---------------------------------------------------------------- EIDG. INSTITUT FUER SCHNEE- UND LAWINENFORSCHUNG DAVOS NATIONALES LAWINENBULLETIN NR. 46 vom Sonntag, 29. Dezember 2002, 17:00 Uhr ---------------------------------------------------------------- ERHEBLICHE LAWINENGEFAHR ---------------------------------------------------------------- ALLGEMEINES In der Nacht auf Sonntag fielen in weiten Teilen der Schweizer Alpen 15 bis 30 cm Schnee. Etwas weniger Schnee fiel nur im mittleren Wallis, im Goms, in den oestlichen Teilen des Engadins sowie im mittleren und suedlichen Tessin. Der Schnee fiel teilweise bei starken Nord- bis Nordwestwinden und wurde dadurch in hoeheren Lagen verfrachtet. Am Morgen war es mehrheitlich sonnig. Am Nachmittag setzten aus Westen neue Niederschlaege ein. Die Temperaturen stiegen im Verlaufe des Tages wieder um rund 4 Grad an. Sie betrugen um die Mittagszeit auf 2000 m im Westen bereits Null Grad, im Osten noch minus 4 Grad. Die Schneefaelle der letzten zwei Tage sowie die frisch entstandenen Triebschneeansammlungen fuehren zu stark stoeranfaelligen, oberflaechennahen Schneeschichten. Diese liegen zudem vielerorts auf einer unguenstigen Gleitflaeche aus Reif oder Schmelzharsch. Die Verbindung zum Altschnee ist deshalb schwach. Die Lawinenverhaeltnisse fuer Schneesportler sind sehr kritisch zu beurteilen. Bereits am Sonntag sind zahlreiche Lawinen ausgeloest worden. KURZFRISTIGE ENTWICKLUNG Bis am Montag fallen am Alpennordhang sowie in Nord- und Mittelbuenden oberhalb von rund 1800 m weitere 15 bis 30 cm Schnee. Weiter suedlich sind die erwarteten Schneefaelle geringer. Begleitet werden die Niederschlaege von zeitweise stuermischen Westwinden. Am Alpensuedhang bleibt es trocken. Waehrend des Tages klart es von Westen her fuer kurze Zeit auf. Die Mittagstemperaturen auf 2000 m betragen ca. plus 2 Grad. In der Hoehe entstehen weitere gefaehrliche Triebschneeansammlungen. VORHERSAGE DER LAWINENGEFAHR FUER MONTAG Alpennordhang ohne westliche und zentrale Voralpen; Wallis; Graubuenden und noerdliches Tessin: Erhebliche Lawinengefahr Die Gefahrenstellen befinden sich vorwiegend an Steilhaengen aller Expositionen oberhalb von rund 2000 m. Besonders kritisch zu beurteilen sind die alten, ueberschneiten sowie die neuen Triebschneeansammlungen. Diese koennen durch Einzelpersonen ausgeloest werden. Es sind weiterhin auch Fernausloesungen und spontane Lawinenabgaenge zu erwarten. Westliche und zentrale Voralpen sowie uebrige Tessinerberge: Maessige Lawinengefahr Die Gefahrenstellen befinden sich vor allem an Triebschneehaengen aller Expositionen oberhalb von rund 1800 m. Besonders zu beachten sind auch hier die ueberdeckten und die frischen Triebschneeansammlungen. Die Ausloesebereitschaft der obersten Schneeschichten ist auch in diesen Gebieten gross. Die abgleitenden Schneemengen sind aber vorwiegend kleineren Ausmasses. Ein Mitreissen und Abstuerzen ist aber dennoch moeglich. In allen Regionen steigt die Gefahr von Gleit- und Nassschneelawinen in tieferen Lagen wieder an. TENDENZ FUER DIENSTAG UND MITTWOCH Auf Dienstag setzen in allen Gebieten wieder schwache Schneefaelle ein. Die Temperaturen sinken voruebergehend. Das Wetter bleibt auch am Mittwoch wechselhaft. Die Lawinengefahr aendert sich nicht wesentlich.