---------------------------------------------------------------- EIDG. INSTITUT FUER SCHNEE- UND LAWINENFORSCHUNG DAVOS NATIONALES LAWINENBULLETIN NR. 47 vom Montag, 30. Dezember 2002, 17:00 Uhr ---------------------------------------------------------------- ERHEBLICHE LAWINENGEFAHR ---------------------------------------------------------------- ALLGEMEINES Ueber das Wochenende fielen am Alpennordhang 20 bis 50 cm Schnee, in den suedlich angrenzenden Gebieten 10 bis 20 cm, im Wallis suedlich der Rhone nur wenige Zentimeter. Am Alpennordhang regnete es kurzzeitig bis 2000 m hinauf. Die Schneefaelle waren begleitet von starken Winden, die grosse Mengen Schnee in alle Hangrichtungen verlagert haben. Dieser Schnee steht meist unter Spannung und ist sproed. Schneesportler koennen diese gespannten Fallen leicht stoeren und Lawinen ausloesen. An windgeschuetzten Lagen wurde der Schnee locker aber leicht gebunden abgelagert. Ein markanter Temperaturanstieg von rund 5 bis 10 Grad sorgte am Montag jedoch dafuer, dass auch an windgeschuetzten Lagen die Schneebrettgefahr angestiegen ist. Zahlreiche Lawinenausloesungen und Verschuettungen von Personen sowie Fernausloesungen zeigen deutlich, dass die derzeitige Lawinenlage heikel ist. Es braucht grosse lawinenkundliche Erfahrung, gute Spuranlage und defensives Verhalten im Tourengelaende. Viel befahrene Varianten sind weniger gefaehrlich. KURZFRISTIGE ENTWICKLUNG Bis zum Jahreswechsel fallen noerdlich vom Alpenhauptkamm 10 bis 30 cm Schnee. Die Neuschneemenge nimmt Richtung Osten zu. Im Sueden ist es mit Nordfoehn bewoelkt. Die Winde wehen maessig bis stark zuerst aus West, dann aus Nordwest. Die Temperaturen gehen langsam um rund 5 Grad zurueck und liegen auf 2000 m am Dienstagabend bei rund minus 2 Grad. Es bilden sich wieder neue, stoeranfaellige Triebschneeansammlungen. VORHERSAGE DER LAWINENGEFAHR FUER DIENSTAG Alpennordhang ohne westliche und zentrale Voralpen; Wallis; Graubuenden und noerdliches Tessin: Erhebliche Lawinengefahr Die Gefahrenstellen befinden sich vorwiegend an Steilhaengen aller Expositionen, am Alpennordhang oberhalb von rund 2000 m, im zentralen Wallis oberhalb von rund 2500 m, sonst oberhalb von rund 2200 m. Besonders kritisch sind bereits ueberschneite sowie frisch entstandene Triebschnee- ansammlungen. Diese koennen durch Einzelpersonen ausgeloest werden. Es sind weiterhin auch Fernausloesungen und spontane Lawinenabgaenge zu erwarten. Westliche und zentrale Voralpen sowie uebrige Tessinerberge: Maessige Lawinengefahr Die Gefahrenstellen befinden sich vor allem an Triebschneehaengen aller Expositionen oberhalb von rund 1800 m. Besonders zu beachten sind auch hier die ueberdeckten und die frischen Triebschneeansammlungen. Die Ausloesebereitschaft der obersten Schneeschichten ist gross. Die abgleitenden Schneemengen sind aber meist klein. TENDENZ FUER NEUJAHR UND DONNERSTAG Am Neujahrstag voruebergehende Wetterberuhigung und im Tagesverlauf Anzug einer neuen Stoerung. Nachfolgend am Donnerstag bewoelkt und zeitweise Schneefall. Markant zunehmende Westwinde. Im Sueden ist es teilweise sonnig. Die Lawinengefahr aendert sich nicht. Es bleibt heikel.